Vorrede.
Vii
Verfasser zwar im Wesentlichen nur wenig ver-
ändert, aber alles das berichtigt, was einer Be-
richtigung bedurfte, und insbesondere die Resul-
tate der neuesten geographischen Forschungen und
Entdeckungen in möglichster Kürze mitgetheilt,
wie der aufmerksame Leser bei einer angestellten
Vergleichung gegenwärtiger Auflage mit der ersten
leicht finden wird.
Zugleich hat der Herr Verleger für eine ge-
fällige Ausstattung des Aeußern in Bezug auf
Druck und Papier Sorge getragen, und der
Preis ist beider Stärke des Buchs von 21 Bo-
gen so niedrig angeseht, daß dadurch die Anschaf,
fung desselben auch unbemittelten Schülern und
Lehrern nicht schwer fallen kann.
Den Lehrer, der sich dieses Leitfadens be-
dienen will, glaubt der Verfasser ferner noch auf
sein Hülfsbuch beim Unterrichte in der Geogra-
phie aufmerksam machen zu müssen, welches bei
demselben Verleger heftweise erscheint, von wel-
chem bereits 19 Hefte, jedes zu 5 Bogen, her-
ausgekommen sind, und worin der Lehrer einen sehr
reichhaltigen Stoff und zweckmäßige Materialien
findet, die ihn in den Stand sehen, auf eine
sowohl belehrende als unterhaltende Weise seinen
Schüler mit allem dem näher bekannt zu machen,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Chile.
341
den kühnen und gefahrvollen Übergang über das hier 15—16,000 F.
hohe Gebirge der Anden unternahm, um von einer Seite, wo die
Spanier es nicht vermutheten, in Chile einzudringen und das Land
vom Spanischen Joche zu befreien. Der kaum für die Gebirgsjäger
zugängliche Weg, welcher oft mit großem Aufwand von Zeit und
Kräften gangbar gemacht werden mußte, die Kalte auf der Höhe des
Gebirgs, ohne irgend ein Mittel, sich Feuerung zu verschaffen, war
für Menschen und Thiere lebensgefährlich. Viele Soldaten erfroren,
andere starben an Brustbeschwerden, an denen das ganze Korps litt,
manche verunglückten, aber dennoch war der Verlust an Menschen ge-
ring gegen den an Pferden und Maulthieren. Von den 1600
Pferden und 9300 Maulthieren, die man zur Fortfchaffung der Le-
bensmittel, Fourage und Munition mit sich genommen hatte, gelang-
ten trotz der größten Sorgfalt bloß 4300 der letzter» und 500 der
ersten nach Chile. Überrascht und erstaunt sahen die Spanier San
Martin mit feinen Truppen von den Anden herabsteigen, deren Über-
gang sie für durchaus unmöglich gehalten hatten. Am 12. Februar
1817 schlug er die Spanier bei Chacabuco, und eroberte die Haupt-
stadt Santiago, worauf am 18. Januar 1818 der Kongreß die Un-
abhängigkeit Chiles erklärte. Zwar trugen späterhin die Spanier wie-
der einen Sieg über die Patrioten davon, allein die Schlacht am
Maipoflusse am 5. April 1818, worin San Martin die Spanier '
unter Osorio gänzlich schlug, entschied die Befreiung des Landes, und
es blieb bloß die Insel Chiloe in der Gewalt der Spanier, die aber
auch 1826 von den Republikanern erobert wurde. Zwar traten nun
vielfache innere Unruhen von den verschiedenen Partheien unter den
Patrioten selbst erregt in Chile ein und bedrohten die Sicherheit des
Staates, ader endlich fand das Land nach vielen Stürmen Ruhe und
Sicherheit; und seitdem hat Ordnung-immer mehr sich zu entwickeln
angefangen, so wie auch Handel und Industrie und Kultur auf eine
überraschend schnelle Weise zunehmen, mehr wie in dem benachbarten
Peru, mit welchem jetzt Chile in einen Krieg verwickelt ist.
Von der natürlichen Beschaffenheit des Bodens dieses Landes
macht ein Reisender der neuesten Zeit, der gelehrte Deutsche Pöppig
folgende Schilderung: ,,Die Provinzen Chiles im N. und S. sind
sehr von einander verschieden in Hinsicht des Klimas, Bodens, der
Produkte und selbst in Hinsicht der Menschen. Von dem nördlichsten
Gränzpunkte bis zum Maulefluffe (34" 40' S. Br.) erstreckt sich
als nördliche Halbschied ein Land, welches in vieler Rücksicht dem be-
nachbarten Peru ähnlich ist. Dieses nördliche Chile ist ein Land,
welches am steilen Abfalle der Anden gelegen, unordentlich von Berg-
ketten durchschnitten, wenige Flüsse enthält, Pflanzenboden nur in ge-
ringerer Menge darbietet, aber, vermöge eines überaus günstigen Kli-
mas, wahrend einer schnell vergänglichen Periode äußerst fruchtbar ist,
mehr unnützliche als kultivirbare Ländereien enthält, rücksichtlich seiner
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Personennamen: Martin Martin Osorio
Extrahierte Ortsnamen: Chile Chile Chile Chiles Maipoflusse Chile Peru Chiles Peru Chile
78
Europa.
und der weitläufige Umfang der Stadt, dis Festungswerke, die vielen
Griechischen Kirchen mit ihren kleinen, grün angestrichenen Thürm-
chen, deren Kuppeln insgesammt versilbert oder vergoldet sind, machen
von Weitem einen sehr günstigen Eindruck. Kiew liegt am rechten
Ufer des hier über eine Viertelstunde breiten und mit einer fast 3600
F. langen Brücke versehenen Dnjepr, theils auf einem fast senkrecht
emporsteigenden 260 F. hohen Berge, theils am Fuße desselben und
besteht aus 3 etwa £ Stunde von einander entfernten Theilen, dis
3 besondere Städte bilden. Der erste oder oberste Theil ist die Pet-
scherische oder Petscherskische Festung, die auf der obersten
Höhe des felsigen Berges gegen S. steht und von welcher sich noch
eine Vorstadt ausbreitet; den zweiten oder mittlern Theil bildet das
eigentliche Kiew, Altkiew, auch die Sophiensstadt genannt,
auf der Anhöhe gegen N. gelegen und mit einigen Vorstädten umge-
den. Der dritte oder untere Theil ist Podol, unter Altkiew auf der
Ebene unten am Dnjepr gelegen und im Frühjahre und Herbste den
Überschwemmungen des Flusses ausgesetzt, der weitläufigste und beste
Theil der gesammten Stadt. Unter den in Kiew gehaltenen Markten
wird der besuchteste zur Zeit der Kontrakte vom 10. bis 30. Januar
gehalten, und in eine Art von Messe; es kommt nämlich um diese
Zeit eine große Menge Polnischer und Russischer Edelleute und Guts-
besitzer (1829 betrug ihre Zahl 878) hieher, um verschiedene Geschäfte
abzuschließen, und dies führt dann zugleich viele Fabrikherrn und
Kaufleute herbei. Es werden Güter ver- und gekauft, Ländereien ver-
kauft, Ländereien verpachtet, bewegliches und unbewegliches Gut ver-
pfändet und eingelöst, neue Schulden gemacht und alte getilgt, Kaufe
und Verkaufe von Holz, Getraide, Potasche, Talg rc. in Richtigkeit
gebracht, Hauslehrer und Gouvernanten gemiethet, Heirathen verabre-
det, Pferde und Equipagen erhandelt rc. Bei allen diesen Geschäf-
ten spielen die Juden die Hauptrolle; kein Geschäft wird ohne ihre
Mitwirkung abgemacht, bei Allem sind sie die einzigen Unterhändler.
Jeder hier ankommende Fremde bedient sich bei seiner Ankunft eines
solchen, den man Faktor nennt. Dieser verschafft Wohnung, Speise
und Getränk, Geld, Kredit, Kleider, Mädchen, Bräute, Bräutigame,
Anstellungen, schließt für seinen Patron alle Arten Kontrakte, kund-
schaftet alles aus und macht sich auf diese Art unentbehrlich. Zu glei-
cher Zeit wechseln Gastmähler, Konzerte, Theater, Assemblven und
Bälle mit einander. Dies ist die Rosenzeit der schönen Polinnen;
sie bedingen sich sogar in den Heirathskontrakten die jährliche Reise
nach Kiew aus.
Das berühmteste Gebäude Kiews ist das Petscherische Kloster, das
im Umfange der Festung steht und seinen Namen von den unterir-
dischen Gängen (k'etseüei'en) hat, in welchen über 100 Heilige
ruhen, welche der Gegenstand großer Verehrung in ganz Rußland
sind und jährlich viele tausend (in guten Sommern bisweilen 50,000)
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
Extrahierte Personennamen: Altkiew
Extrahierte Ortsnamen: Europa Kiew Petscherskische Kiew Altkiew Kiew Kiew Kiews
218
Asien.
genommen, sondern man schafft dieselben dazu auf die Watägen,
die eigentlichen Arbeitsstätten mit den Niederlagen. Hier werden die
Fische aufgehauen, der Rogen, die Blase und die Nückensehnen her-
ausgenommen, dann das Fleisch in große Stücke geschnitten, einige
Tage lang in Salzwasser gelegt und hieraus mit trocknem Salze einge-
schichtet. Zur Aufbewahrung der eingesalzenen Fische dienen große,
tiefe und wohlgezimmerte Eiskeller mit hölzernen Behältnissen, worin
die Fische lagenweise über einander geschichtet und mit Salz bestreut
werden. Die Räume zwischen diesen Behältern werden mit Eis an-
gefüllt. Man benutzt von den Hausen und Stören das Fleisch zur
Speise, das frische Fett als Butter und die Blase zu Fischleim (Hau-
senblase). Aus dem Rogen wird mittelst Einsalzen der durch ein Sieb
geschlagenen Körner derselben der Kaviar gemacht. Die Rückensehnen
oder die innere Scheide des Rückenmarks wird herausgeschält, in lange
Streifen zerschnitten, in Zöpfe geflochten und an der Luft getrocknet,
in welcher Gestalt sie Wäsiga heißt und wegen der darin enthalte-
nen Gallerte eine kräftige Zuthat zu Suppen und Saucen liefert.
Das Fleisch wird nicht bloß frisch verspeist,- sondern auch eingesalzen
und wie die andern Produkte weit versendet. Diese so reichliche und
gewinnbringende Fischerei ist an Astrachansche Kaufleute verpachtet, und
einzelne Pächter zahlen an 150,000 bis 500,000 und noch mehr
Rubel jährlichen Pacht. So zahlte unter andern im I. 1820 ein
Pachter, der die Fischerei an den Wolgamündungen gepachtet hatte,
900.000 Rubel und beschäftigte jährlich 8 bis 10,000 Menschen.
Rechnet man nun noch dazu, was die Unterhaltung der Anlagen der
Menschen, der Fahrzeuge und Geräthe jährlich für Aufwand erfordert,
so kann man sich einen Begriff von der Wichtigkeit dieses Gewerbes
machen. Nach der Versicherung eines berühmten Reisenden sind die
Astrachanschen Fischereien, nächst denen von Newfoundland in Nord-
amerika, die größten der bekannten Welt und liefern im Durchschnitt
jährlich 103,500 Stück Belügen oder Hausen, 302,000 Störe und
1.445.000 Sewrugen, ohne die ungeheure Menge kleinerer Fische,
als Sterlete. Karpfen, Sander, Welse und den Robbenschlag zu be-
rücksichtigen. Von 1000 Stück Hausen erhält man im Durchschnitt
1\ Pud Hausenblase und 100 Pud Kaviar; von 1000 Stören 2^
Pud Hausenblase und 60 Pud Kaviar; von 1000 Sewrugen aber
1-L Pud Fischleim und 60 Pud Rogen, so daß man wohl den Ertrag
dieser Fischereien auf jährlich 10 bis 11 Millionen Rubel an Geld-
werth anschlagen kann.
Die Steppe der Kirgisen, ein gegen 32,000 Hjm. großes
Land, welches fast gänzlich aus Steppenebenen besteht, hat ihren Na-
men von dem sie bewohnenden Volke, welches sich selbst theils Kirgisi,
theils Sara-Kaisaki, d. h. Kosaken der Steppe nennt. Dieses
Nomadenvolk, das von Tatarischer Abkunft ist, theilt sich in Buruts
oder Morgenländer und in Kasaks oder Abendländer, und besteht
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel]]
Russisches Reich.
225
theils zu Wagen ttansportwk. Nur Vornehmen bewilligt man bedeckte
Wagen, die aber in den Städten, durch welche die Reife geht, nicht
geöffnet werden dürfen. Die Summe, welche jedem zur Verpflegung
täglich ausgesetzt ist, besteht nach Verhältniß des Standes und des
Verbrechens, aus einem oder mehreren Rubeln, oder auch nur aus so
vielen Kopeken. Auch die Zwangsarbeiten, zu welchen die erste Klasse
verurtheilt wird, sind verschieden. Die gröbsten Verbrecher kommen in
die Bergwerke und müssen die härteste Behandlung erdulden, obwohl
in neuern Zeiten viele Milderungen eingetreten sind. Viele solcher Ver-
brecher haben vor ihrer Verweisung nach Sibirien die Knute bekommen
und sind gebrandmarkt worden, oder man hat ihnen die Nasenlöcher
aufgeschlitzt. Etwas erträglicher haben es diejenigen, welche in den für
Rechnung der Krone betriebenen Fabriken, Branntweinbrennereien rc.
arbeiten müssen. Am besten leben die Ansiedler, welche von der Re-
gierung nicht nur mit Land versehen, sondern auch mit Geld, Werk-
zeugen und Vorrathen unterstützt werden und in den ersten drei Jah-
ren zugleich einen Vorrath an Lebensmitteln erhalten. Eine solche
Niederlassung steht unter einem alten Soldaten, der den Polizeianf-
seher macht, des Abends nachsieht, ob alle zu Hause sind, ihre Zwiste
und Vergehungen auf der Stelle, meistens mit dem Stocke in der
Hand, schlichtet und bestraft, oder die Widerspenstigen zur weitern Züch-
tigung anzeigt. Personen die nicht zur Arbeit verurtheilt, sondern nur
an einen bestimmten Ort verbannt sind, werden größtenteils in festen
Hausern bewacht, können aber ohne Zwang leben, sich manche Be-
quemlichkeiten und Vergnügen verschaffen, sich auch wohl Geld zu
ihrem Unterhalte von Hause kommen lassen, und erhalten, wenn sie
arm sind, von der Regierung täglich 20, 30 und nach Verhältniß
des Standes auch mehr Kopeken, womit bei der Wohlfeilheit der Le-
bensmittel auszukommen ist. Mehrere Verbannte dieser Klasse stehen
"im Dienste der Kronbeamten und anderer Leute, deren Zutrauen sie
sich durch ein gutes Betragen erworben haben. Die Anzahl aller
Verwiesenen in Sibirien ist nicht mit Genauigkeit bekannt. Bis zum
I. 1818 wurden, soviel man den damaligen mangelhaften Berichten
nach schließen kann, ohngefahr 2500 Menschen jährlich nach Sibirien
verschickt; 1819 schickte man dahin 3141 Menschen, 1820 aber schon
4051 und seit jener Zeit bis zum I. 1823 belief sich die Zahl dersel-
den jährlich auf 4—5000. Aber seit 1823, wo man alle Vagabon-
den, die bis dahin zu Festungs-Arbeiten gebraucht wurden, nach Sibirien
schickt, stieg die Zahl der Verwiesenen bedeutend, so daß in einem Zeit-
raume von 6 Jahren bis zum I. 1829 64,035 Personen oder im
Durchschnitt jährlich 10,067 nach Sibirien abgefertigt wurden. Dar-
unter machten jedoch die Vagabonden den größten Theil aus; die Zahl
der schweren Verbrecher, rvelche zu Zwangsarbeiten verurtheilt waren,
betrug weniger als den 7ten Theil aller Verschickten überhaupt und
belief sich im Durchschnitt jährlich auf 1758 Individuen. Indessen
Cannabich's Hülfsbuch. Ii. Band. 15
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T59: [Heer Mann Soldat Krieg Jahr Offizier Land König Truppe Waffe], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
460
Asien.
hier zusammenströmt, um zu den Füßen der Götter ihre Opfer nie-
derzulegen und die vorgeschriebenen Reinigungen und Abwaschungen in
dem heiligen Strome Ganges vorzunehmen, ist daher ungeheuer groß
und belauft sich auf viele Hunderttausende. Hier kann man alle
Lage Zeuge der abergläubischen Verehrung seyn, deren Gegenstand das
Wasser des Ganges ist, welches nach dem Glauben der Hindus die
Eigenschaft hat, alle Sünden von einem jeden hinweg zu nehmen, der
sich darin badet. An den Ufern diefes Stromes oder in der Tiefe
seiner Gewässer zu sterben ist ein glücklicher Tod, der sogleich in die
Freuden des Himmelseinführt. Um diesen Strom einmal zu sehen,
um sich einen Augenblick hinein zu tauchen, werden Reisen von meh-
reren hundert Meilen unternommen, und mancher Fanatiker sucht in
seinen Wellen freiwillig den Tod, um sich so des ewigen Lebens zu
vergewissern. Andere ersaufen hier ihre Kinder aus einem Anfall von
abergläubischer Zärtlichkeit. Um desto leichter und bequemer zu dem
Ganges, auf dessen linken 30 F. sich über den Fluß erhebenden Ufer
Benares erbaut ist, hinabsteigen und darin die Bäder verrichten zu
können, führen großartige Treppen von Granit erbaut oder auch von
Ehunam (einer Mischung aus Kalk und einer hohen Politur fähig)
von den Häusern zum Strom. Diese Treppen, die zu beiden Seiten
mit reich verzierten Geländern versehen und auf ihrer Höhe mit Bäu-
men besetzt sind, heißen Ghauts und sind selbst während der heiße-
sten Stunden des Tages beständig mit Gruppen von Männern, Wei-
bern und Kindern bedeckt, die entweder ihre Gebete oder ihre Abwa-
schungen verrichten, oder ihre Krüge mit dem Wasser des heiligen Flus-
ses füllen. Auch wird mit diesem Wasser, das man durch ganz Ost-
indien verführt, ein bedeutender Handel getrieben, womit sich besonders
eine eigene Art von Mönchen beschäftigen, die unter dem Namen
Kafchie-Kauries bekannt sind. Sie wandern nämlich zu 10—20
nach Benares, und füllen das Wasser in runde irdene Krüge, wovon
jeder 20—25 Kannen zu halten pflegt. Diese Krüge sind mit dich-
tem Netzwerk umflochten und haben oben einen kurzen Hals, der sorg-
fältig vergypst und mit dem Siegel des Oberbraminen versehen wird.
Uberdem bekommt jeder dieser Mönche noch ein besonderes Zeugniß,
das zum Beweise der Ächtheit dieses Wassers dient. Sie verkaufen
dasselbe zu ziemlich hohen Preisen, besonders an reiche Hindus, für die
es ein religiöser Luxusartikel ist. So wird es unter andern auch am
Schlüsse großer Prachtmähler herumgereicht.
Am prächtigsten und majestätischsten nimmt sich Benares aus, wenn
man es vom Ganges aus betrachtet und man kann sich keine phan-
tastisch-malerische Ansicht denken als diese Stadt vom Strome aus ge-
sehen, von dem sie sich in einer ungeheuren Ausdehnung mit ihrer
Masse von Häusern, Pagoden, Kuppeln und Minarets, wovon die letz-
tem alle vergoldet sind, amphitheatralisch erhebt. Mitten unter dieser
verworrenen Masse von Gebäuden jeder Art, vom hohen, 4eckigen, flach-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T20: [Indus Stadt Ganges Gang Hauptstadt Land Siam Indien Fluß Strom], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien Benares Benares Benares
612
Asien.
sie, den Kranken nicht mehr zu peinigen. Ohngefähr im Anfang der
christlichen Zeitrechnung wurde eine dritte Religionslehre, nämlich der
Buddhaismus oder die Religion des Fo (einerlei mit dem Buddha
oder Schakia-Muni) in China verbreitet, wozu sich jetzt der größte Theil
der Bevölkerung Chinas bekennt, so wie auch bei den Koreanern, den
Bewohnern der Lieu-Kieu-Jnseln und einem Theile der noch unab-
hängigen Völker Chinas dieser Religionsglaube herrschend ist. Auch ge-
hören zu den Anhängern desselben fast alle Bewohner Tibets, ferner
die Mongolen und Mandschu, und der Kaiser selbst bekennt sich für
seine Person als Mandschu zur Lehre des Fo. Über den Buddhais-
mus und den Buddha findet der Leser Nachricht im Ii. Bd. S. 510 rc.
unsers Hülfsbuchs. Übrigens bietet keine dieser 3 Religionen, die in
China herrschen, ihren Anhängern eine Glaubensform dar, und da in
China durchaus kein Gewissenszwang herrscht, vorausgesetzt, daß der
Glaube nicht seiner Natur nach die Grundsätze umstößt, worauf die
Wohlfahrt des Staates beruht, so wurden im Laufe der Zeiten die 3
herrschenden Religionssysteme so zusammen geschmolzen, daß die Chine-
sen sprichwörtlich und ohne Übertreibung sagen: „die drei Lehren bilden
nur eine einzige." — Auch der Islam hat im Chinesischen Reiche
seine Anhänger, wohin die Kirgisen, die-Buräten, die zahlreichen Bucha-
ren und Türken gehören, welche in der sogenannten kleinen Bucharei
die Hauptbevölkerung ausmachen. Selbst Christen giebt es in China,
die seit der Mitte des Xvi. Jahrhunderts hier gefunden werden, und
besonders im 17. Jahrhunderte sehr zahlreich waren, aber im Laufe
der dauernden Verfolgungen haben sie sich, zumal in den letzten Jah-
ren, sehr vermindert. Doch gab es 1824 immer noch . über 46,000
Chinesen, die Christen waren und nach ganz neuen Nachrichten der
Französischen Missionärs hat sich in Peking eine beträchtliche katholische
Kirche erhalten, die mehr als 20,000 Christen zählt, und auch in an-
dern Hauptstädten ist der christliche Kultus ganz öffentlich. Auch giebt
es zu Peking, in Folge eines 1728 zwischen China und Rußland ab-
geschlossenen Vertrags, eine Russische aus 6 griechischen Geistlichen und
4 weltlichen Mitgliedern bestehende Mission; doch sind die erstem nicht
zur Ausbreitung des Christenthums, sondern bloß zur Verrichtung des
Gottesdienstes in dem dort befindlichen Griechischen Kloster zur Reini-
gung Mariä so wie in der Kirche zu Mariä Himmelfahrt bestimmt.
Die Mitglieder dieser Mission werden immer auf 10 Jahre nach Pe-
king geschickt, dann zurückberufen und durch andere ersetzt.
Zum Schluffe unserer Beschreibung der Chinesen müssen wir noch
einige Nachrichten von ihrer Kriegesmacht beifügen. Der Zahl nach
ist sie sehr bedeutend, ünd wird auf mehr als 1 Million, ja wohl auf
1,800,000 Individuen angegeben, aber in Hinsicht ihrer Tapferkeit und
Kriegsübung ist dieselbe sehr schlecht und verächtlich, so daß sogar ein
Britischer General im Dienste der Britisch-Ostindischen Kompagnie
nicht mehr als 10,000 Mann Europäischer Truppen für hinreichend
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
Extrahierte Ortsnamen: Asien China Chinas Chinas Tibets China China China Französischen_Missionärs Peking Peking China